PISA-STUDIE 2019: BUCHKLUB DER JUGEND FORDERT MEHR ZEIT FÜRS VORLESEN
Dezember 2019
ÖSTERREICH IM OECD-DURCHSCHNITT / 24% DER JUGENDLICHEN SIND IN DER LEISTUNGSSCHWACHEN GRUPPE
In der Lesekompetenz liegen österreichische SchülerInnen laut der heute vorgestellten PISA-Studie mit 484 Punkten (2015: 485 Punkte) im OECD-Schnitt von 487 Punkten. Anders als in den vergangenen Jahren ist Österreich beim Lesen diesmal nicht statistisch signifikant unter dem OECD-Schnitt gereiht. Das lag allerdings nicht an einer besseren Leistung der heimischen SchülerInnen, sondern am Rückfall anderer Staaten. Seit den ersten Erhebungszeitpunkten blieben die Leistungen der österreichischen SchülerInnen in Lesen in etwa konstant, 7 % gehören zur Spitzengruppe und 24 % der Jugendlichen sind RisikoschülerInnen.
Die Zahl von 17,1 % funktionalen Analphabeten (laut der PIAAC-Studie 2013) zeigt, dass sich der in der Schule beginnende Trend der mangelnden Lesekompetenz im Erwachsenenalter fortsetzt. Was passiert in der Regel mit den jungen Menschen, die Lesen nicht als Basiskompetenz in ihren Alltag integrieren (können)? Sie sind viel stärker als andere von der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen, haben beruflich oft weniger Chancen, führen öfter ein fremdbestimmtes Leben und sind auch von der sinnvollen Nutzung digitaler Medien ausgeschlossen.
Buchklub-Geschäftsführerin Lydia Grünzweig erläutert: „Wir wünschen uns mündige erwachsene LeserInnen, anstelle von leicht beeinflussbaren und lenkbaren Menschen. Daher muss mit der Leseförderung bereits vor dem Eintritt in die Schule begonnen werden.“
Die Lösung? Wenn es nach dem Österreichischen Buchklub der Jugend geht: Vorlesen, vorlesen und wieder vorlesen. „Wir Erwachsene sollten Vorlesen, denn das spielt eine ganz wichtige Rolle, wenn es darum geht, dass Kinder Spaß am Lesen und Spaß an Büchern entwickeln können. Wir Erwachsene sind Vorbilder. Bücher im Haushalt und regelmäßiges Vorlesen – das zeigen auch Studien, wie z.B. die Vorlesestudie 2019 der Stiftung Lesen – liefern einen großen Beitrag, dass Kinder später selbst gerne zu Büchern greifen. Dem Vorlesen wird in Europa und auch in Österreich wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Der Buchklub fordert mehr Zeit für das Vorlesen im Alltag: in der Schule und zu Hause“, so Grünzweig.
Dennoch zeigt sich, dass fast ein Drittel der Eltern ihren Kindern nicht oft genug vorliest (höchstens einmal pro Woche oder nie) - ebenso ein Ergebnis der aktuellen Vorlesestudie der Stiftung Lesen. Dabei würde auch im Bereich der Leseförderung die Prävention viel mehr bringen als die nachträgliche Schadensbehebung. Die britische Leseförder-Organisation „BookTrust“ zeigt in ihrer „Social Return on Investment (SROI)-Analysis“ aus 2010, dass die Erträge ihres Lesefrühförderprogramms „Bookstart“ dessen Kosten weit übersteigen – nämlich mit einer Rate von 1:25 (Kosten versus Erträge). Jeder Euro, der in Lesefrühförderung investiert wird, bringt gewissermaßen 25-fache Erträge und verhilft dazu, dass teure Nachschulungen und nachträgliche Leseförderprogramme vermieden werden.
Grünzweig unterstreicht: „Wenn Lesen zu geistiger Gesundheit beiträgt, mündigen Staatsbürgern hilft, ihr Leben sinnvoll zu gestalten und der gesamten Gesellschaft dient – warum also diese Schlüsselkompetenz nicht von Anfang an gezielt fördern? Und zwar bereits in den Familien – nicht erst mit Schuleintritt.“
Der Buchklub der Jugend hat sich zum Ziel gesetzt, allen Kindern und Jugendlichen gleiche Bildungs- und Lebenschancen zu verschaffen. Grünzweig: „Wir entwickeln Programme zur Leseförderung schon für die jüngsten in unserer Gesellschaft. Als Non-Profit-Organisation sind wir aber auf Unterstützung angewiesen – von Gemeinden, Unternehmen, der Politik. Leseförderung ist ein gesellschaftspolitisches Anliegen, welches wir mit vereinten Kräften unterstützen sollten. Lesen ist eine der Schlüsselqualifikationen für ein selbstbestimmtes Leben. Wenn alle Eltern ihren Kindern jeden Tag 15 Minuten vorlesen – dann ist schon ein großer Schritt in Richtung Leseförderung getan.“