Wir haben Michaela Reitbauer und Christian Aspalter, zwei namhafte LeseexpertInnen aus Österreich, nach ihrer Meinung zu unseren „Gemeinsam lesen“-Materialien gefragt. Lesen Sie hier ihre Antworten:
Profin. Michaela Reitbauer, BEd MA |
Das aktuelle Zeitschriften- und Büchermedienangebot Hallo Schule!, Meine Welt und Mein Express von Buchklub und Jugendrotkreuz bietet ein umfangreiches Fundament, geeignete Inhalte zeitgemäßer Lesedidaktik zu implementieren. Basierend auf den Elementen des Mehrebenenmodells nach Rosebrock/Nix (2008) öffnen die Produkte den Zugang einer systematischen Leseförderung: Vielfältige direkte Impulse in den Fußzeilen, Gesprächsanlässe im Sinne von „embedded reading“ (eingebettet in die Lebenssituation und den Gebrauchswert der Schrift), Unterrichtsbausteine, schulstufenübergreifende Differenzierungsmöglichkeiten, Übungen zum Textverständnis und Passagen zum individuell bedeutsamen Lesen.
Auf unterschiedlichen didaktischen Perspektiven aktivieren sie somit zum einen die „Prozessebene“, in der die kognitiven Teilprozesse des Lesens angeregt werden, zum anderen intendieren die Zugänge das Entwickeln eines Selbstkonzeptes zum Lesen auf der „Subjektebene“. Das Medienangebot konstituiert die „Soziale Ebene“, indem aufgefordert wird, über das Gelesene zu sprechen und zu reflektieren, wodurch wiederum Ko-Konstruktionsprozesse auf der Metaebene in Gang gesetzt werden und in der Abschlusskommunikation fußen.
All das sind nennenswerte Parameter einer aktuellen Leseförderung. Die Inhalte und Themenwahl der einzelnen Publikationen gepaart mit interaktiven Übungsmöglichkeiten greifen die unterschiedlichen Voraussetzungen von Lesenden auf und stellen sie in das Zentrum des didaktischen Aufbaues, implizieren lernförderliche Aspekte für alle Begabungsniveaus, inkludieren eine Rampe für Könner, zeigen sehr verständlich und transparent die einzelnen Ziele der Übungen und öffnen für jede/n Lesende/n ein lohnendes Betätigungsfeld. Das gelungene mediendidaktische Pendel zwischen Leseanimation, aktuellem qualitativ hochwertigem literarischem Angebot an Kinder- und Jugendliteratur und Strategiebewusstseinsschärfung erfüllt somit die omnipräsente Forderung einer „lesefähigen Gesellschaft“, die längst nicht mehr nur auf einem tradierten Bildungsanspruch gründet.
HS-Prof. Mag. Dr. Christian ASPALTERInstitut für übergreifende Bildungsschwerpunkte (IBS) /Didaktikzentrum für Text- und Informationskompetenz (DiZeTIK) - LeitungKoordinationsstelle Lesen des BMBWF (KsL) – LeitungPädagogische Hochschule Wien |
Wer den großen Markt der Lesefördermaterialien aus fachlich-didaktischer Sicht genauer unter die Lupe nimmt, wird sehr schnell entdecken, dass vieles davon mehr bunt als durchdacht ist. Eine wohltuende Ausnahme davon ist Gemeinsam Lesen von Buchklub und Jugendrotkreuz. Das ist etwas, das auch meine Studierenden an der Pädagogischen Hochschule sofort erkennen können: gute Passung an Altersstufen, Rücksicht auf Heterogenität im Klassenzimmer, motivierende Arbeitsaufträge, viele Möglichkeiten zur Verzahnung mit dem Regelunterricht, ein zeitgemäßer Umgang mit digitalen Medien und nicht zuletzt lesedidaktische Konzepte hinter all dem.
Besonders hervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang auch, dass die Herausgeber dieser Lesefördermaterialien nicht nur auf die „Kurzlektüre“ in ihren Magazinen setzen, sondern auch auf die Langform des Lesens, das Buchlesen, nicht vergessen und so einen wichtigen Beitrag in der Heranführung von Schüler*innen an das literarische Lesen leisten. Das scheint mir gerade in Zeiten intensiver digitaler Mediennutzung besonders wichtig zu sein, da literarische Lektüre für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen so etwas wie das Land der unbegrenzten Möglichkeiten darstellt.